Worum geht es?
Wenn alle Aufnahmen im Kasten sind, geht es ans Schneiden. Dies ist nicht nur eine Frage der Softwarebedienung, sondern eine ästhetische Kunst. Wie schneidet man, dass die Einstellungen aneinanderpassen? Wie gestaltet man einen schönen Schnittrhythmus? Welche Aufnahmen muss man den Zuschauer*innen wie lange zeigen? Solche und ähnliche Fragen gehen wir in diesem Modul nach.
Du lernst konkret
- Du kannst dein Rohmaterial sortieren und für den Schnitt vorbereiten.
- Du weisst, wie du beim Schnitt Continuity erreichen kannst.
- Du kannst Töne vorziehen und kennst Möglichkeiten, Audiosprünge zu vermeiden.
- Du wählst ein geeignetes Schnittprogramm für deinen Filmbericht aus.
- Du kannst die Filme im richtigen Format exportieren.
Hintergrundinfos
Video ist wie eine Sprache in Bild und Ton. Damit wir Videos verstehen, muss sich diese Sprache an Regeln – eine Art Grammatik – halten. Damit dein Publikum nicht wegzappt, musst du deine Videostory spannend erzählen. Es sollte ein roter Faden sichtbar sein und es sollte klar werden, was dein Aussagewunsch ist. Wird im Film eine Frage gestellt, sollte diese Frage am Schluss auch beantwortet sein. In einer Kinder-Wissenssendung sollte die Sprache klar und gut strukturiert sein.
Montageformen
Ein Witz funktioniert nur, wenn er richtig erzählt wird. So darf die Pointe nicht schon zu Beginn verraten werden. Es kommt also sehr darauf an, was in welcher Reihenfolge erzählt wird.
Beim Film spricht man von Montage und meint damit die Art und Weise, wie die einzelnen inhaltlichen Teile zum Ganzen zusammengefügt werden. Wie müssen die Szenen und Sequenzen inhaltlich zusammengefügt werden, damit das Publikum den Film versteht? Es lohnt sich, dazu Gedanken zu machen.
Tipp: Schreibt die einzelnen Handlungsstränge und Passagen auf farbige Post-It-Zettel so lässt sich der Filmbeitrag schon sehr anschaulich montieren. Du kannst auch verschiedene Farben für Erklärstück, Off-Text, Vertiefungsphase ohne Text, O-Ton etc. verwenden.

Dies verschafft dir einen Überblick und erspart dir beim Schnitt viel mühsame Arbeit. Übrigens: Auch Profis arbeiten gerne mit farbigen Post-It-Zetteln, wenn sie sich Gedanken zur Montage des Filmes machen.

Schneiden heisst Verzichten!
Wer einen Handlungsablauf, zu Beispiel den Gang in die Gemüseabteilung des Supermarkts filmt, läuft in Gefahr, jedes Detail zu filmen. Dies ist nicht notwendig, denn oft reichen den Zuschauer*innen zwei oder drei Einstellungen – und sie haben die Handlung verstanden. Diese Kürzung nennt man in der Filmsprache Ellipse. Überlegt euch gut, was alles wirklich gezeigt werden muss und wo man Einstellungen wegschneiden kann. Dies ist oft von der Länge des Off-Textes abhängig. Manchmal ist man froh um Videomaterial, um eine Off-Text-Passage mit passenden Bildern zu illustrieren.

Gestalterische Regeln für den Schnitt
- Eine Einstellung sollte nie länger als unbedingt nötig gezeigt werden, in der Regel zwischen 1 und 10 Sekunden. “Totalen“ brauchen mehr Zeit als „Grossaufnahmen“.
- Achte beim Bildschnitt auf wechselnde Einstellungsgrößen und Kamerastandpunkte. Die Montage ähnlicher Einstellungen ist in der Regel langweilig. Es sollten jeweils mindestens zwei Einstellungsgrössen Abstand sein. D. h. von der Totalen in Halbnah/Amerikanisch oder von der Detail- in die Halbnaheinstellung.
- Die Abfolge von Einstellungen muss Sinn machen. Die Zuschauer*innen müssen sie in einen sinnhaften Zusammenhang bringen können. Vermeide Irritationen (z.B. unvorbereitete Ortswechsel).
- Von statischen Aufnahmen aus sollte nicht in bewegte Aufnahmen (Kameraschwenks, Fahrten und Zooms) geschnitten werden und umgekehrt. Es sei denn, man schneidet in einen Schwenk bzw. in eine Zoomfahrt mit der gleichen Geschwindigkeit und der gleichen Richtung.
- Beim Schnitt in wechselnden Einstellungen von einem bewegten Objekt sollte das Objekt an der Schnittstelle in etwa die gleiche Position auf dem Monitor haben.
- Innerhalb einer Szene sollte nur hart geschnitten werden. Überblendungen und andere Tricks werden in der Regel bei Szenenwechsel eingesetzt.
- Experimentiere mit Zeitverkürzung (Ellipse).
- Schwierige Schnittstellen lassen sich meist mit «Zwischenschnitten» (Schnittbilder) glätten.
Schnitt der Tonspur
Beim Videoschnitt wird sollte der Ton nicht vernachlässigt werden. Denn ein Film mit Tonsprüngen reisst mich als Zuschauer inhaltlich aus dem Film. So ist auch beim Tonschnitt auf eine Continuity zu achten. Dies ist manchmal ganz schön aufwändig, denn wir haben es mit verschiedenen Tönen zu tun: O-Ton, Atmo, Musik, Off-Text.
Tipps für die Ton-Continuity
Diese Tipps helfen dir, eine kontinuierliche und konsistente Tonspur zu schneiden.
- Achte darauf, dass keine harten Tonschnitte zu hören sind. In vielen Programmen kannst du auch bei harten Videoschnitten den Ton ineinander blenden.
- Wenn du professionell produzierte (und urheberrechtsfreie) Musik verwendest, ist diese oft bis auf 0 db ausgesteuert. Dies ist im Verhältnis zum O-Ton oder zum Off-Text meistens zu laut. Du kannst die Musik in den meisten Schnittprogrammen mit einem sogenannten Gummiband (eine Linie, die sich längs durch den Clip zieht) etwas in der Lautstärke absenken.
- Am Schluss sollte die lauteste Stelle im Film bei ca. -6 db liegen. So wird sichergestellt, dass keine Stelle im Soundtrack überschlägt.
- Oft wird der Ton beim Schnitt ganz wenig dem Bild vorgezogen. z.B. wenn vom Gemüsebeet auf den Traktor geschnitten wird. So werden die Zuschauer*innen unbewusst auf den z.T. etwas krassen Bildwechsel vorbereitet.
- Analog dazu kann der Ton noch ein wenig auslaufen, wenn in eine andere akustische Umgebung geschnitten wird. So entsteht eine bessere Continuity.
- Bei schwierigen Tonverhältnissen lohnt es sich, zwei Minuten Ton, die sogenannte Atmo aufzuzeichnen, ohne dass dabei gesprochen wird. So kannst du diesen Ton beim Schnitt vom Video abtrennen und ihn unter die Clips legen, während du die Lautstärke der Clips etwas abschwächst. Mit dieser Technik fallen Tonsprünge nicht mehr negativ auf.
Das geeignete Schnittprogramm
Grundsätzlich kann mit jedem Schnittprogramm gearbeitet werden. Wichtig ist, dass sich mit dem Programm flüssig und ohne zu Stocken arbeiten lässt. Wer mit Mac arbeitet, hat mit iMovie ein gutes Werkzeug zur Hand.
Mit Windows kann man mit VideoPad arbeiten. Die kostenlose Version kann über diesen Link downgeloadet werden.
Hier gibt’s ein Handblatt zum Videoschnitt mit VideoPad.
Erklärstücke produzieren
Manche Dinge können nicht so leicht gefilmt werden. Die Beere zum Beispiel, die von Südafrika in die Schweiz reist, bis sie endlich bei uns im Supermarkt im Gestell liegt, kann nicht auf ihrem ganzen Weg mit der Kamera begleitet werden. Hier kommen Erklärstücke zum Einsatz. Das sind animierte Grafiken, welche den Sachverhalt schematisch darstellen.
Achte beim Erstellen von Erklärstücken, dass du einfache und eindeutige Bilder wählst und diese in einer klaren Sprache kommentierst. Denke dabei immer an deine Zuschauer*innen, denn diese müssen deinen Aussagewunsch verstehen.
Um ein Erklärstück zu produzieren, kannst du von ganz einfachen bis ziemlich komplizierte Formen wählen und nicht immer sind die komplizierten die besseren! Hier zeigen wir dir drei Möglichkeiten:
Common Craft Erklärvideos
Sehr bekannt sind die Erklärvideos im Common Craft-Style oder auch Legetechnik genannt. In einfachen, auf Papier gezeichneten Bildern werden z.T. sehr komplexe Sachverhalte erklärt, indem die Bilder auf den Tisch gelegt werden und das ganze live kommentiert wird. Nachfolgend eine Videoanleitung. Natürlich findet man noch unzählige weitere Anleitungen und Beispiele auf YouTube.
Powerpoint (und Rapidmooc der PHTG)
Auch Powerpoint bietet einfache, aber gute Animationsmöglichkeiten. So kannst du z.B. einen Pfad zeichnen, über welchen die Erdbeere fahren soll.

Und wenn du an der PHTG bist, kannst du deine Animation mit dem Rapidmooc aufzeichnen und gleich selber im Bild den Ablauf kommentieren. Du kannst den Rapid Mooc bei Markus direkt reservieren.


App: Animation & Drawing by Do Ink
Wer es etwas professioneller möchte und auch Zeit dafür hat, kann mit der App «Animation & Drawing» von DoInk eigene Animationen erstellen. Hier findest du Anleitungen dazu.


Aber es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, Erklär-Videos zu erstellen. Wichtig: Wähle eine Möglichkeit aus, die für dich realistisch ist und mit der du in nicht all zu langer Zeit zu einem Ergebnis kommst.
Das richtige Exportformat für unsere Sendung
Für unsere Fernsehsendung benötigen wir die Beiträge im folgenden Format:

Wenn sich dieses Format nicht direkt aus dem Videoschnittprogramm exportieren lässt, kann Handbrake zur Kompression verwendet werden. Dazu ist es wichtig, dass der Film in möglichst guter Qualität im Originalformat als Masterfilm exportiert wird und diese Datei zur Kompression in Handbrake gezogen wird.
Im Handblatt zu Handbrake wird Schritt für Schritt erklärt, welche Einstellungen getroffen werden müssen. Wichtig ist, dass du die obigen Parameter einstellst.
Herzliche Gratulation! Dein Filmbeitrag ist fertig!
Aufgabe
Lasst euch beim Schnitt eures Beitrags von den Hinweisen oben inspirieren.
Ressourcen und Links
Handblatt zum Programm VideoPad (für Win und Mac)
Handblatt zum Programm Handbrake
Last modified: 11. Januar 2023