Take 10: Schnitt und Montage von dokumentarischen Formaten

Worum geht es?

Wenn alle Aufnahmen im Kasten sind, geht es ans Schneiden. Dies ist nicht nur eine Frage der Softwarebedienung, sondern eine ästhetische Kunst. Wie schneidet man, dass die Einstellungen aneinanderpassen? Wie gestaltet man einen schönen Schnittrhythmus? Welche Aufnahmen muss man den Zuschauer*innen wie lange zeigen? Solche und ähnliche Fragen gehen wir in diesem Modul nach.

Du lernst konkret

  • Du kannst dein Rohmaterial sortieren und für den Schnitt vorbereiten.
  • Du weisst, wie du beim Schnitt Continuity erreichen kannst. 
  • Du kannst Töne vorziehen und kennst Möglichkeiten, Audiosprünge zu vermeiden.
  • Du wählst ein geeignetes Schnittprogramm für deinen Filmbericht aus. 
  • Du kannst die Filme im richtigen Format exportieren. 

Hintergrundinfos

Video ist wie eine Sprache in Bild und Ton. Damit wir Videos verstehen, muss sich diese Sprache an Regeln – eine Art Grammatik – halten. Damit dein Publikum nicht wegzappt, musst du deine Videostory spannend erzählen. Es sollte ein roter Faden sichtbar sein und es sollte klar werden, was dein Aussagewunsch ist. Wird im Film eine Frage gestellt, sollte diese Frage am Schluss auch beantwortet sein. In einer Kinder-Wissenssendung sollte die Sprache klar und gut strukturiert sein.

Montageformen

Ein Witz funktioniert nur, wenn er richtig erzählt wird. So darf die Pointe nicht schon zu Beginn verraten werden. Es kommt also sehr darauf an, was in welcher Reihenfolge erzählt wird.

Beim Film spricht man von Montage und meint damit die Art und Weise, wie die einzelnen inhaltlichen Teile zum Ganzen zusammengefügt werden. Wie müssen die Szenen und Sequenzen inhaltlich zusammengefügt werden, damit das Publikum den Film versteht? Es lohnt sich, dazu Gedanken zu machen.

Tipp: Schreibt die einzelnen Handlungsstränge und Passagen auf farbige Post-It-Zettel so lässt sich der Filmbeitrag schon sehr anschaulich montieren. Du kannst auch verschiedene Farben für Erklärstück, Off-Text, Vertiefungsphase ohne Text, O-Ton etc. verwenden.

Björn beim Strukturieren eines Filmbeitrags

Dies verschafft dir einen Überblick und erspart dir beim Schnitt viel mühsame Arbeit. Übrigens: Auch Profis arbeiten gerne mit farbigen Post-It-Zetteln, wenn sie sich Gedanken zur Montage des Filmes machen.

Montagewand in den Hugo-Filmstudios in Zürich

Schneiden heisst Verzichten!

Wer einen Handlungsablauf, zu Beispiel den Gang in die Gemüseabteilung des Supermarkts filmt, läuft in Gefahr, jedes Detail zu filmen. Dies ist nicht notwendig, denn oft reichen den Zuschauer*innen zwei oder drei Einstellungen – und sie haben die Handlung verstanden. Diese Kürzung nennt man in der Filmsprache Ellipse. Überlegt euch gut, was alles wirklich gezeigt werden muss und wo man Einstellungen wegschneiden kann. Dies ist oft von der Länge des Off-Textes abhängig. Manchmal ist man froh um Videomaterial, um eine Off-Text-Passage mit passenden Bildern zu illustrieren.

Gestalterische Regeln für den Schnitt

  1. Eine Einstellung sollte nie länger als unbedingt nötig gezeigt werden, in der Regel zwischen 1 und 10 Sekunden. “Totalen“ brauchen mehr Zeit als „Grossaufnahmen“.
  2. Achte beim Bildschnitt auf wechselnde Einstellungsgrößen und Kamerastandpunkte. Die Montage ähnlicher Einstellungen ist in der Regel langweilig. Es sollten jeweils mindestens zwei Einstellungsgrössen Abstand sein. D. h. von der Totalen in Halbnah/Amerikanisch oder von der Detail- in die Halbnaheinstellung.
  3. Die Abfolge von Einstellungen muss Sinn machen. Die Zuschauer*innen müssen sie in einen sinnhaften Zusammenhang bringen können. Vermeide Irritationen (z.B. unvorbereitete Ortswechsel).
  4. Von statischen Aufnahmen aus sollte nicht in bewegte Aufnahmen (Kameraschwenks, Fahrten und Zooms) geschnitten werden und umgekehrt. Es sei denn, man schneidet in einen Schwenk bzw. in eine Zoomfahrt mit der gleichen Geschwindigkeit und der gleichen Richtung.
  5. Beim Schnitt in wechselnden Einstellungen von einem bewegten Objekt sollte das Objekt an der Schnittstelle in etwa die gleiche Position auf dem Monitor haben.
  6. Innerhalb einer Szene sollte nur hart geschnitten werden. Überblendungen und andere Tricks werden in der Regel bei Szenenwechsel eingesetzt.
  7. Experimentiere mit Zeitverkürzung (Ellipse).
  8. Schwierige Schnittstellen lassen sich meist mit «Zwischenschnitten» (Schnittbilder) glätten.

Schnitt der Tonspur

Beim Videoschnitt wird sollte der Ton nicht vernachlässigt werden. Denn ein Film mit Tonsprüngen reisst mich als Zuschauer inhaltlich aus dem Film. So ist auch beim Tonschnitt auf eine Continuity zu achten. Dies ist manchmal ganz schön aufwändig, denn wir haben es mit verschiedenen Tönen zu tun: O-Ton, Atmo, Musik, Off-Text.

Das geeignete Schnittprogramm

Grundsätzlich kann mit jedem Schnittprogramm gearbeitet werden. Wichtig ist, dass sich mit dem Programm flüssig und ohne zu Stocken arbeiten lässt. Wer mit Mac arbeitet, hat mit iMovie ein gutes Werkzeug zur Hand.

Mit Windows kann man mit VideoPad arbeiten. Die kostenlose Version kann über diesen Link downgeloadet werden.

Hier gibt’s ein Handblatt zum Videoschnitt mit VideoPad.

Erklärstücke produzieren

Manche Dinge können nicht so leicht gefilmt werden. Die Beere zum Beispiel, die von Südafrika in die Schweiz reist, bis sie endlich bei uns im Supermarkt im Gestell liegt, kann nicht auf ihrem ganzen Weg mit der Kamera begleitet werden. Hier kommen Erklärstücke zum Einsatz. Das sind animierte Grafiken, welche den Sachverhalt schematisch darstellen.

Achte beim Erstellen von Erklärstücken, dass du einfache und eindeutige Bilder wählst und diese in einer klaren Sprache kommentierst. Denke dabei immer an deine Zuschauer*innen, denn diese müssen deinen Aussagewunsch verstehen.

Um ein Erklärstück zu produzieren, kannst du von ganz einfachen bis ziemlich komplizierte Formen wählen und nicht immer sind die komplizierten die besseren! Hier zeigen wir dir drei Möglichkeiten:

Aber es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, Erklär-Videos zu erstellen. Wichtig: Wähle eine Möglichkeit aus, die für dich realistisch ist und mit der du in nicht all zu langer Zeit zu einem Ergebnis kommst.

Das richtige Exportformat für unsere Sendung

Für unsere Fernsehsendung benötigen wir die Beiträge im folgenden Format:

Wenn sich dieses Format nicht direkt aus dem Videoschnittprogramm exportieren lässt, kann Handbrake zur Kompression verwendet werden. Dazu ist es wichtig, dass der Film in möglichst guter Qualität im Originalformat als Masterfilm exportiert wird und diese Datei zur Kompression in Handbrake gezogen wird.

Im Handblatt zu Handbrake wird Schritt für Schritt erklärt, welche Einstellungen getroffen werden müssen. Wichtig ist, dass du die obigen Parameter einstellst.

Herzliche Gratulation! Dein Filmbeitrag ist fertig!

Aufgabe

Lasst euch beim Schnitt eures Beitrags von den Hinweisen oben inspirieren.

Ressourcen und Links

Handblatt zum Programm VideoPad (für Win und Mac)

Handblatt zum Programm Handbrake

Last modified: 11. Januar 2023

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